Blue Justice
In einem hybrid organisierten Symposium sollen Brücken zwischen Wissenschaftler:innen aus dem Globalen Süden und dem Globalen Norden geschlagen werden. Gemeinschaften, die an Küsten leben, sehen sich vielen Herausforderungen gegenüber: Klimawandel, extensive Ausbeutung der Meeresressourcen unter dem Paradigma "Blue Economic Growth", Militarisierung und Grenzsicherung, Überfischung und Niedergang der Fischbestände, verursacht auch durch illegale Fischerei, dadurch Verlust der Lebensgrundlage, Versauerung der Ozeane. Wie wird dies alles wahrgenommen im Norden und im Süden? Um dieser Frage nachzugehen, veranstaltet der Zusammenschluss Blue Justice ein Symposium in Mexiko, das die Stiftung mit 1.500 Euro unterstützt.
Antragsteller und Antragstellerin
Dr. Johannes Herbeck
wissenschaftlicher Mitarbeiter
artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen
in Kooperation mit
Dr.phil. Libertad Chavez-Rodriguez
Associate Professor
CIESAS Center for Research and Advanced Studies in Social Anthropology der Unidad Noreste
Projektbeschreibung
In dem eingangs beschriebenen Zusammenhang entstand das Konzept der Blue Justice (Blauen Gerechtigkeit), um die Aufmerksamkeit auf die am stärksten gefährdeten und marginalisierten sozialen Gruppen zu lenken, die in den politischen Prozessen von Küstengebieten, Meeren und Ozeanen kaum vertreten sind. Blue Justice zielt darauf ab, die Vielfalt der Akteure - menschliche und nicht-menschliche - sichtbar zu machen, die in marinen Ökosystemen koexistieren, und schlägt alternative Formen der Entwicklung und des Wohlergehens vor, die sich auf die Bedürfnisse und Lebensweisen der lokalen Bevölkerung konzentrieren, die unter den teilweise desaströsen Veränderungen der ungezügelten Ausbeutuing der Meeresressourcen und den Folgen des Klimawandel leidet.
In dem hybrid geplanten Symposium, das vor Ort in San Cristobal de las Casas, Mexiko, stattfinden wird, geht es um ein besseres Verständnis für neue Formen der Gewalt, die Fischer- und Küstengemeinden erleben. Küstengebiete zeichnen sich durch die komplexe Koexistenz multipler Umweltungerechtigkeiten und vielfältiger Kampf- und Widerstandsbewegungen aus. Daher gibt es keine einheitliche Vision und Definition von Blue Justice. Angesichts der so genannten "blauen Panik", die durch die verschärfte Intensivierung des "Küsten- und Ozeanraubs" verursacht wird, argumentieren die Wissenschaftler:innen dass neue Formen der Zusammenarbeit und des Wissensaufbaus (nicht nur wissenschaftliche und akademische) entstehen müssen, sowie friedliche Mobilisierungen und künstlerische Ausdrucksformen gefunden werden müssen, die den Übergang zu gerechteren und nachhaltigeren Küstenräumen fördern.
Der Veranstaltungsort wurde bewusst gewählt, denn San Cristobal ist seit vielen Jahrzehnten führend in der Umweltentwicklung in Lateinamerika.
Die Veranstaltung zielt darauf ab, einen Beitrag zu einem neuen Verständnisses von Gewalt und Ungerechtigkeiten zu leisten, die der marine Extraktivismus in Küstengemeinden hervorruft, und will die vielfältigen Realitäten widerspiegeln, die mit sozio-ökologischen Konflikten in der maritimen und ozeanischen Sphäre verbunden sind. Dies ist wichtig, um demokratische und integrative Strategien für eine nachhaltige Entwicklung zu fördern, die die Stimmen jener Gemeinschaften aufgreifen, die in der Vergangenheit nicht gehört wurden und unter den Auswirkungen der zurückliegenden Entwicklung gelitten haben, der in vielen Fällen ihre eigenen Formen der Landbewirtschaftung und territorialen Organisation zerstört hat.
In jüngster Zeit wurden zahlreiche Gemeinschaften sowohl im Globalen Süden als auch im Globalen Norden unter Verwendung restriktiver Vorstellungen von nachhaltiger Entwicklung und Umweltschutz einer Welle von Enteignungen und Vertreibungen aus ihren Territorien ausgesetzt. Die Prinzipien der Umweltgerechtigkeit (und insbesondere der Blauen Gerechtigkeit) können dazu beitragen, Zumutungen und Missbräuche zu verhindern, die unter dem Banner der nachhaltigen Entwicklung und des ausgrenzenden Naturschutzes begangen werden. Dies wiederum würde zu Formen des Umweltschutzes und zu Praktiken des Ressourcenmanagements (traditionell und modern) führen, die dazu beitragen, das Wohlergehen der Gemeinschaften und die Erhaltung aller Lebensformen zu verbessern. Es würde auch dazu beitragen, differenzierte Vorstellungen von Natur und Ressourcen zu respektieren, die auf den Weltanschauungen verschiedener indigener Völker oder sozialer Gruppen basieren, die neue Wege der Beziehung zur nicht-menschlichen Natur schaffen und oft verschwenderische Lebensstile sowie das derzeitige Wirtschaftsmodell in Frage stellen.
Im Kampf gegen den Klimawandel sind die Prinzipien der Blauen, Umwelt- und Klimagerechtigkeit, die im Rahmen des Klimaaktivismus entwickelt wurden, auch der Schlüssel, um die Vorschläge der neuen Generationen zu erkennen, die sehr aktiv neue Wege zur Bekämpfung des Klimawandels fordern und merkantilisierte und hierarchische Klimaschutzstrategien und Perspektiven der Anpassung an den Klimawandel kritisieren, die ohne den Konsens der sozialen Gruppen definiert und aufgezwungen werden, denen sie eigentlich dienen sollen. Die Arbeit an der Reflexion und Förderung von Blau-, Umwelt- und Klimagerechtigkeit bedeutet, kurz gesagt, ein nachhaltiges und gerechtes Gesellschaftsmodell für den Planeten und seine Bewohner zu entwickeln.