Mangrovenkrabben und ihre Rolle bei der CO2-Speicherung
Inwiefern beeinflussen Mangrovenkrabben die Fähigkeit von Mangrovenwäldern, Kohlenstoff zu speichern? Diese Frage erstaunt zunächst, da es auf den ersten Blick nicht gleich ersichtlich ist, dass die Krabben überhaupt eine Rolle in diesem Zusammenhang spielen. Trotzdem lohnt es sich, die Frage zu stellen und nach Antworten zu suchen. Die Stiftung unterstützt dabei mit einer Förderung von 1.750 Euro.
Antragsteller
Nadim Daniel Katzer
Masterstudent an der Universität Bremen
und am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung, ZMT
Er ist eingebunden in das Projekt sea4soCiety
Projektbeschreibung
Mangrovenwälder können enorme Mengen an CO2 binden, sogar deutlich mehr als vergleichbare terrestrische Ökosysteme (z.B tropische Regenwälder). Dabei wird der Kohlenstoff zum großen Teil langfristig im Sediment gebunden, was ein Gegensatz zu terrestrischen Wäldern ist, in denen ein erheblicher Anteil des Kohlenstoffs in der Biomasse der Pflanzen und Bäume gespeichert ist. Da das Sediment von Mangrovenwäldern äußerst salzig und sauerstofffrei oder -arm ist, wird organisches Material sehr langsam abgebaut bzw. begraben und gespeichert.
Mangrovenkrabben gehören zu den am weitesten verbreiteten tierischen Bewohnern der Mangrovenwälder und stellen wichtige Ökosystemdienstleistungen zur Verfügung. Es wird vermutet, dass sie erheblich zur Kohlenstoffsequestration- und Speicherung beitragen, jedoch lässt sich das auf Grund der knappen Datenlage derzeit nicht bestätigen. Denn obwohl sie Laubstreu und weiteres organisches Material von der Sedimentoberfläche einsammeln und in ihre Höhlen ziehen, sollten ihre Höhlen gleichzeitig das anoxische und hochsalzige Sediment mit frischem Wasser und Sauerstoff versorgen und somit zum Abbau von organischem Material beitragen. Das Anreichen des Sediments mit Sauerstoff dürfte vermutlich auch dazu führen, dass anaerobe und mikroaerophile Bakteriengemeinschaften durch aerobe Gemeinschaften durch- und ersetzt werden und dann wieder das organische Material im Sediment oxidiert wird. Bei der Oxidation des organischen Materials wird CO2 frei und in die Atmosphäre abgegeben. Diese wechselseitige Beeinflussung mit gegenseitigen Effekten ist bislang wenig untersucht.
Weiterhin stellen Krabbenhöhlen eine Sammelstelle für das kohlenstoffreiche Porenwasser dar, welches letztendlich mit der Tide ins Meer hinausgezogen werden kann.
Mangrovenkrabben sind keine homogene Gruppe, z. B. gibt es zwischen den Spezies große Unterschiede in ihrem bevorzugten Habitat, Verhalten, in ihrer Nahrung und im Höhlenbau. Auch innerhalb einer Spezies kann es zwischen den Geschlechtern solche Unterschiede geben.
Nadim Katzer verfolgt die Hypothese, dass höhlengrabende Mangrovenkrabben zum Kohlenstoffexport aus Mangrovenwäldern beitragen, indem sie die mikrobielle Gemeinschaft des Sediments in den aeroben Bereich forcieren und eine Austrittsstelle für Porenwasser bereitstellen. Deshalb werden vor Ort die größten Krabben (Sesarmiden) und ihre Höhlen untersucht, um einen größtmöglichen Effekt zu messen.
Zur Einordnung des Porjekts in das gegenwärtige Geschehen, ist folgendes zu beachten:
Aufgrund der Klimaerwärmung wird zurzeit eine polwärtige Ausbreitung von Mangroven beobachtet. Einerseits mag es befremdlich wirken, dass neue Ökosysteme sich dort ausbreiten, wo sie bislang nicht vorkamen. Andererseits lässt sich diese Entwicklung kurzfristig ohne aufwändige anthropogene Einflussnahme nicht verhindern. Sie kann auch Möglichkeiten mit sich bringen, weitere und drastischere Folgen des Klimawandels zu mildern und ihnen entgegenzuwirken.
Damit diese neu entstehenden Ökosysteme sich dauerhaft etablieren, effektiv der Atmosphäre CO2 entziehen und langfristig speichern können, müssen gewisse Ökosystemfunktionen und Dienstleistungen abgedeckt werden. Bei deren Interaktionen gibt es noch klare Wissenslücken. Mit der Studie von Nadim Katzer soll der Einfluss von Mangrovenkrabben auf die Speicherung von Kohlenstoff ergründet und so eine dieser Lücken geschlossen werden. Das neu gewonnene Wissen ermöglicht es, geeignete Maßnahmen zu treffen, um bestehende und neu entstehende Mangrovenwälder zu schützen, ihr Potential zur Sequestrierung von Kohlenstoff auszuschöpfen und nachhaltig dem Klimawandel entgegenzutreten.
Die Untersuchungen werden auf der Halbinsel Barú in Kolumbien durchgeführt.