Pünktlich um kurz nach 9 Uhr verließ der Bus die Universität Bremen mit dem Ziel "Seestadt Bremerhaven". Von Anfang an begleitete uns Dr. Matthias Grabs von der Bremerhavener Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS.
Auf der Fahrt gab die Stifterin, Dr. Rita Kellner-Stoll, einen kurzen Abriss zur Geschichte Bremerhavens über die Gründung der Stadt im 19. Jahrhundert, über wirtschaftliche Blütezeiten und schwere ökonomische sowie soziale Krisen, zuletzt in den 1980er und 1990er Jahren mit einer Arbeitslosigkeit von teilweise über 25 %.
Die Windindustrie und speziell die Offshore Windbranche wurde um die Jahrtausendwende zum neuen Hoffnungsträger für die Stadt. Konsequent wurden Infrastrukturen bereit gestellt, Gewerbeflächen entwickelt, Standorte für Prototypen von neuen Offshore Windenergieanlagen ausgewiesen, private und öffentliche Forschungseinrichtungen auf- und ausgebaut sowie Weiterbildungsangebote und Hoschulstudiengänge entwickelt.
Erster Halt
Der erste Halt bot einen eindrucksvollen Ausblick auf zwei Errichterschiffe, die mit Komponenten für einen im Bau befindlichen Offshore-Windpark beladen wurden, und auf die sogenannte ABC-Halbinsel, wo die schweren Teile vor der Verladung auf See gelagert werden.
Auf der Container-Aussichtsplattform
Der Container-Aussichtstrum in der Steubenstraße erlaubte einen guten Blick auf die für die Bedarfe der Offshore-Windindustrie ertüchtigten Kaje des Containerterminals und auf das Geschehen im Hafen, wo im Lloyd-Dock gerade ein Schiff für den künftigen Einsatz in der Offshore-Windindustrie gebaut wurde.
Offshore-Anlagen hautnah
Die gewaltigen Ausmaße einer Offshore Windenergieanlage werden deutlich, wenn man direkt neben oder unter ihr steht.
Die verschiedenen Gründungsstrukturen vom Monopile über das Jacket-Fundament bis hin zum Tripod können in Bremerhaven-Speckenbüttel in nur wenigen Metern Entfernung miteinander verglichen werden:
Im Windkanal die Kraft des Windes erleben
Die Kraft des Windes wurde im Windkanal der Deutschen WindGuard GmbH erlebbar.
Der Leiter der Bremerhavener Test- und Forschungseinrichtung, Nichalas Balaresque, erläuterte die Funktionsweise des Testzentrums. Anschließend konnten die Tour-Teilnehmenden selbst die Kraft des Windes spüren. Viele waren erstaunt, wie heftig es in dieser Testanlage zur Sache ging. Für die Firmen ist diese Testmöglichkeit sehr wichtig, weil sie hier die Ärodynamik von Rotorblättern oder auch die Geräuschentwicklung erkennen und testen können, bevor die eigentliche Produktion beginnt. Auch der Ertrag einer Anlage hängt von der Konzeption der Flügel ab.
Die Hochschule in Bremerhaven bildet aus
In der Hochschule Bremerhaven erläuterte Prof. Henry Seifert (nächstes Foto rechts) die etwas mehr als zehn Jahre währende und bislang sehr erfolgreiche Geshichte des dortigen Windinstituts, der fk : wind. Er begeisterte durch seine Leidenschaft für die Windenergie und die Erforschung der Windenergieanlage als Ganzes. Die Vielschichtigkeit der in der fk : wind behandelten Themen war insbesondere deshalb so eindrucksvoll, weil die verschiedensten Fachrichtungen an der Entwicklung innovativer Lösungen teilhaben. Hier zeigte sich die Komplexität, aber auch der Reiz der Aufgabe.
Nächste Station: Areva Wind
Beim Turbinenbauer Areva Wind, der das Unternehmen Multibrid übernommen hatte, erwartete uns Heike Winkler (nächstes Foto links) bereits mit ihrem Kollegen mit Namensschildern. Nach einer kurzen Einführung in die Unternehmens- und vor allem Turbinengeschichte der 5 MW Multibrid ging es in den Leitstand, von dem aus alle Windenergieanlagen, die onshore im Norden Bremerhavens und an der Autobahnabfahrt Mitte installierten Prototypen und die offshore Strom produzierenden Anlagen, überwacht werden.
Zum Abschluss dann das IWES
Die letzte Station war das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik, kurz IWES. Dr. Antje Wagenknecht, die Geschäftstellenleiterin, erläuterte die Konstruktion des Instituts mit seinen verschiedenen Standorten und Kooperationspartnern sowie die Aufgabenstellungen, die das IWES für die Windindustrie bearbeitet. Schwerpunkt der Arbeit ist die Rotorblattforschung. Später wird noch ein Gondelprüfstand die Test- und Untersuchungsmöglichkeiten des Instituts ergänzen. Mit seinem Bau wurde begonnen.
Gerade befand sich eines der längsten Rotorblätter weltweit im Test. Den gewaltigen Dimensionen kann man sich kaum entziehen. Fotografiert werden durfte aus Geheimhaltungsgründen nur die Gruppe, denn noch befand sich das Blatt nicht in der Serienproduktion. Aber auch die fertig bearbeiteten Blätter, die vor den Hallen lagen, beeindruckten bereits durch ihre Größe bzw. Länge.