Mikroplastik im Golf von Thailand
Mikroplastik befindet sich mittlerweile praktisch überall, so auch an den Stränden im Golf von Thailand. Wo kommt es her und welchen Einfluss hat es im Sediment auf das dortige Ökosystem?
Antragstellerinnen
Charline Wolff (links im Bild)
Kassandra Athena Thönes
Bachelorstudentinnen an der Universität Bremen im Fachbereichs 2 (Biologie/Chemie)
www.uni-bremen.de/fb2/
Es war schon ungewöhnlich, dass die beiden Studentinnen im Rahmen ihres Bachelorstudiengangs für ihren Abschluss Forschung im Ausland betreiben wollten. Sie hatten sich gründlich das Design ihrer gemeinsamen - auch dies ein Novum - Bachelorthesis erarbeitet und eigenständig Untersuchungsgerät entwickelt. Das Thema war und bleibt hochaktuell. Aus diesen Gründen förderte die Stiftung die Forschung der beiden Studentinnen mit insgesamt 2.000 Euro.
Projektbeschreibung
Was Plastik in den Meeren anrichtet, ist mittlerweile vielen Menschen bekannt. Deshalb finden auch an vielen Stränden sogenannte "beach clean ups" statt. Meist sind es Freiwillige, die sich des Problems annehmen und Tonnen von Plastikmüll einsammeln wie hier im Golf von Thailand auf der Insel Koh Phangan, eine Aktivität, an der auch die beiden Studentinnen aus Bremen teilnahmen. Diese Maßnahmen sind auf den ersten Blick wirksam, jedoch gelangt der Großteil der Plastikabfälle wahrscheinlich in Form winziger Partikel in das Meer und die Küstensedimente. Mit dem bloßen Auge ist das nicht mehr erkennbar.
Das Müllsammeln reicht nicht aus, um das Problem zu lösen
Der Fokus des Projekts von Kassandra A. Thönes und Charline Wolff liegt auf der Bestimmung der Menge von Mikroplastikpartikeln, die sich mittlerweile im marinen Sediment an Stränden der Insel Koh Phangan finden lassen. Es folgt eine statistische Auswertung und die Untersuchung möglicher Auswirkungen auf die Kleinstorganismen am Meeresboden (Meiofauna). Dabei werden die beiden Studentinnen ihre selbst entworfenen und gebauten Instrumente einsetzen. Forschungsbasis ist das bekannte Labor der Station COREsea.
Normalerweise würden die entstehenden Kleinstpartikel durch ihre geringe Dichte auftreiben, doch die Besiedelung der Partikel mit Mikroorganismen (biofouling) führt zu vermehrtem Absinken der Partikel und ihrer Akkumulation in marinen Sedimenten. Daher können Analysen von Meerwasserproben zu einer Fehleinschätzung der Plastikkonzentrationen führen.
Die zu extrahierende, auszuzählende und zu bestimmende Meiofauna besteht üblicherweise zu 95% aus Nematoden, Copepoden und Turbellarien (Vinx, 1996). Sie zeigt eine hohe biologische Vielfalt und spielt eine entscheidende Rolle am Meeresboden (Benthos), weil sie verschiedene ökologische Prozesse beeinflusst. Meiofaunaorganismen sind beispielsweise durch Grabaktivitäten für die biogene Durchmischung mariner Sedimente verantwortlich. Dabei werden Nährstoffe und Sauerstoff durch die Sedimente transportiert und können so in noch tiefere Schichten gelangen.
Bisher gibt es keine Studie, die den Einfluss von Mikroplastikpartikeln auf die Gemeinschaften im Sediment untersucht. Diese Wissenslücke soll nun erstmalig gefüllt werden. Es besteht die Vermutung, dass mit der zunehmenden Verschmutzung durch Mikroplastik die Zahl an Meiofaunaindividuen abnimmt, u.a. weil die Kleinstteilchen das Sandlückensystems verstopfen.
Die Ergebnisse können als Grundlage für weitere Studien weltweit verwendet werden. Darüber hinaus wird die Notwendigkeit unterstrichen, die Meeresverschmutzung frühzeitig zu bekämpfen, denn wenn das Plastik erst in winzige Teile zerfallen ist, besteht kaum noch eine Möglichkeit, es wieder zu entfernen.
Erstaunliche Ergebnisse
Die beiden haben übrigens herausgefunden, dass ein Großteil des Mikroplastiks von Fischernetzen stammt. Hier bietet sich also die Chance, mit den Menschen vor Ort das Problem zu diskutieren und Möglichkeiten einer Lösung zu finden. Bis es so weit ist, wird weiter am Strand Plastikmüll eingesammelt, zumal das Plastik dort garantiert nicht von den Fischernetzen stammt.
Im Bild sind Charline Wolff als 2. von rechts unten sitzend und Kassandra A. Thönes als 3. von rechts stehend zu sehen.