Tauch-, Bewegungs- und Wanderverhalten von Walhaien
Antragsteller
Jens Paulsen
Masterstudierender der Universität Bremen am ISATEC (International Studies in Aquatic Tropical Ecology) der Universität Bremen, Fachbereich 2 - Biologie/Chemie
https://www.uni-bremen.de/isatec.html
PD Dr. Hauke Reuter
Arbeitsgruppenleiter der Abteilung "Ecological Theory and Modelling" am Leibniz-Zentrum für Marine Tropenforschung, Bremen
https://www.leibniz-zmt.de/de/mitarbeiter/hauke-reuter.html
in Kooperation mit der Marine Megafauna Foundation
https://marinemegafaunafoundation.org/,
die durch ihre großzügige Aufnahme von Jens Paulsen in das Team die Untersuchungen erst möglich macht.
Die KELLNER & STOLL - STIFTUNG hält nicht nur den innovativen Ansatz der Erforschung des Verhaltens der Walhaie für förderwürdig, sondern möchte auch mit der Unterstützung von Jens Paulsen und seiner Arbeiten auf Mafia Island mit 1.000 EURO einen kleinen Beitrag zum besseren Schutz der Tiere leisten.
Projektbeschreibung
Wer dieses Tier, laut Wikipedia der größte Hai und zugleich der größte Fisch der Gegenwart sieht, kann nur staunen und sich von seinem majestätischen Auftreten verzaubern lassen.
Da es ungewöhnlich ist, dass die Stiftung die Abbildungen überhaupt zeigen kann, danken wir an dieser Stelle dem Walhaiforscher und Fotografen Dr. Simon J. Pierce, (http://www.simonjpierce.com/) dessen wunderbare Aufnahmen uns von Jens Paulsen zur Vergügung gestellt wurden.
Die Walhaie - Rhincodon typus - sind nicht nur schön anzusehen, sondern akut bedroht. Seit 2000 stehen sie auf der Roten Liste. Wer sie schützen will, muss mehr über sie erfahren.
Mafia Island, eine kleine Insel östlich des tansanischen Festlandes, stellt einen äußerst bedeutenden Lebensraum für den weltweit vom Aussterben bedrohten Walhai dar. Jedes Jahr sammeln sich von Oktober bis März dutzende Jungtiere auf der Suche nach Nahrung entlang der Westküste in „Kilindoni Bay“. Durch die besondere geografische Lage tragen starke Meeresströmungen große Mengen an anorganischen Nährstoffen vom südwärts gelegenen Rufiji Flussdelta direkt in dieses Gebiet, was zu einer alljährlichen Planktonblüte führt. Das nährstoffreiche Zooplankton bietet den Walhaien die Möglichkeit, ihren immensen Energiebedarf effektiv zu stillen. Mafia Island gehört somit zu einer der wenigen Plätze auf der Erde, an denen sich Walhai-Ansammlungen ziemlich genau voraussagen lassen.
Hier schwimmt Dr. Chris Rohner, zweiter Supervisor von Jens Paulsen und sein Betreuer vor Ort, neben einem Walhai und macht damit die Dimensionen von Mensch und Tier deutlich.
Die Region, die den Walhaien als Kinderstube dient, wird gleichzeitig stark dominiert von lokaler Ringnetzfischerei, was in jüngerer Zeit unmittelbar zu problematischen Begegnungen von Walhaien und Fischern führte, bei denen sich Haie in Fischernetzen verstrickt haben. Aus diesem Grund ist es von fundamentaler Bedeutung, mehr über das Verhalten und die Bewegungsmuster der Walhaipopulation zu erfahren.
Der Schutz von Walhaien ist enorm wichtig für den Erhalt der Biodiversität unserer Meere und nicht umsonst gilt der Walhai als „Botschafter der Meere“, da diese charismatische Spezies einerseits öffentliches Interesse weckt, aber auch, weil der Schutz eines einzelnen Walhaies oft ganze Ökosysteme schützt. Ihr Fressverhalten, das Ansaugen von Plankton und anderen kleinsten Lebenwesen im Meer, führt z.B. gleichzeitig zu einer Filtration großer Mengen Wassers.
Unter Zuhilfenahme neuester Multi-Sensor Telemetrie (sog. Tags) werden detaillierte Daten zum Tauch- sowie Schwimmverhalten und zu räumlich-zeitlichen Bewegungsmustern erhoben. Diese innovative Technik wurde bis jetzt nur in wenigen Studien genutzt und ermöglicht eine völlig neue Sichtweise auf Tierbewegungen und das damit zusammenhängende Verhalten. Auf längere Sicht werden die gewonnenen Daten helfen, Walhaibewegungen einzuschätzen und verbesserte Schutzmaßnahmen zu implementieren. So könnte im günstigsten Fall eine direkte zeitliche und/oder räumliche Trennung von Fischern und Haien bewerkstelligt werden. Das tansanische Fischereiforschungsinstitut (TAFIRI), welches an der Studie beteiligt ist, kann auf Grundlage der Daten zeitnah entsprechende Empfehlungen erarbeiten.
Das Bild, das Jens Paulsen der Stiftung zur Vergügung gestellt hat, zeigt das Anbringen der Tags an der Rückenflosse des Walhais. Es macht deutlich, dass Geschwindigkeit und Geschicklichkeit neben der Fähigkeit, gut zu schwimmen und zu tauchen bzw. zu schnorcheln, gefragt sind, um den Tag anzubringen.