Bedeutung einer Fischart für Korallenriffe
Gibt es eine Schlüsselart, z.B. den Kaninchenfisch, von der der Zustand von Korallenriffen besonders abhängig ist und die deshalb beobachtet bzw. deren Bestand ggf. gezielt reguliert werden muss, um das Riff zu schützen?
Antragstellerin
Constanze Staab
Masterstudentin im Fachbereich 2 (Biologie/Chemie) der Universität Bremen
Die Untersuchung baut auf einer anderen auf, die ebenfalls von der Stiftung gefördert wurde im Golf von Thailand und bereits zu der These geführt hat, dass eine Fischart für den Erhalt der Korallenriffe besonders bedeutsam ist.
Die KELLNER & STOLL-STIFTUNG hält die Verifizierung und Detaillierung der bisher gewonnenen Erkenntnisse für einen wichtigen Schritt, um einen konkreten Beitrag zum Erhalt der gefährdeten Riffe in Thailand zu leisten. Sie fördert deshalb die Studien von Constanze Staab und ihren Aufenthalt in Kho Phangan mit 1.380 Euro.
Projektbeschreibung
Korallenriffe sind vielfältigen Störungen ausgesetzt. Diese können zu sog. „phase shifts“, d.h. Phasenverschiebungen in einen Zustand unerwünschter Makroalgendominanz, führen. Pflanzenfressende Fische spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung korallendominierter Zustände, da sie direkten Frassdruck auf Algen ausüben. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass das Entfernen von Makroalgen auf eine begrenzte Anzahl von Fischarten beschränkt ist, was auf eine geringe funktionelle Redundanz hindeutet, d.h. fehlen diese Fische, gerät das Ökosystem in einen Zustand von Ungleichgewicht und wird störanfällig. Allerdings bestehen noch Wissenslücken über die für diese Prozesse wichtigen Arten und die genauen Abläufe solcher Phasenverschiebungen. Die meisten Studien wurden bisher in der Karibik und am Great Barrier Reef in Australien durchgeführt, wobei andere Riffsysteme mit geringerer Fischvielfalt und -häufigkeit und höherer Algenbiomasse wie der Golf von Thailand unberücksichtigt blieben.
Ziel dieses Projektes ist es, Arten der pflanzenfressenden Fischgemeinschaft und mögliche Schlüsselarten zu identifizieren, die Makroalgen aus Korallenriffen entfernen und somit Phasenverschiebungen in den Riffen von Koh Phangan im Golf von Thailand verhindern können.
Siganus virgatus gehört zu der Gruppe der Kaninchenfische. Diese wurde kürzlich als Schlüsselart in degradierten Riffsystemen in Sulawesi und Singapur identifiziert. Weiterhin dominierte er in einer vorhergehenden Studie auf Koh Phangan die algenfressende Fischgemeinschaft in einem lokalen Riff. Er könnte daher eine wichtige Rolle als Schlüsselart im Golf von Thailand spielen.
Diese Studie zielt nun darauf ab, frühere Ergebnisse im ausgewählten Untersuchungsgebiet zu verifizieren, ggf. zu untermauern und zu erweitern.
Das Verständnis der Funktion von Fischarten und wie sie dafür sorgen, dass Riffe mit geringer algenfressender Fischvielfalt existieren können und in einem wünschenswerten von Korallen dominierten Zustand bleiben, ist für das Management von Riffen in der Zukunft von Bedeutung. Fehlt in einem Riff die algenfressende und damit die Korallen schützende Art, ist es gefährdet. Es ist daher wichtig, ein besseres Verständnis zu entwickeln, welche Fischarten von besonderer Bedeutung für die Widerstandsfähigkeit und Gesundheit von Korallenriffen sind. Dies gilt um so mehr, als die Riffe heute einem erhöhten Druck ausgesetzt sind durch Faktoren wie Klimawandel, Überfischung, Nährstoffeintrag in die Meere etc.
Je besser man versteht, welche Fischarten entscheidend für den Erhalt der Riffe sind, um so eher kann man sich bei Managementmaßnahmen auf diese wesentlichen Arten konzentrieren. Die Beschaffung dieses Wissens ist entscheidend, um der Bevölkerung in großen Teilen der Welt und auch den lokalen Gemeinden weiterhin die benötigten Ressourcen zur Verfügung zu stellen, denn sie leben von der Funktionsfähigkeit des Ökosystems, sei es als Fischer oder Anbieter von touristischen Aktivitäten.